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Kurbelwelle aufspritzen
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Autor:  NG SEPP [ Dienstag 16. Februar 2016, 21:33 ]
Betreff des Beitrags:  Kurbelwelle aufspritzen

Hallo Normag-Freunde,
hat jemand Erfahrung im aufspritzen des Pleuellagersitzes auf einer Kurbelwelle.
Mein Problem!
Der Lagersitz hat schon 72,5 von Ursprünglich 75,0
Da ist keine Härte mehr vorhanden.
Eine angefertigte Weissmetall-Lagerschale hält auch nicht lange.
Meine Gedanken!
Über ein spezielles Spritzgut, zB. Molybdän, den Original-Durchmesser wieder herzustellen und dadurch eine härtere Oberfläche zu bekommen. Dann könnten die käuflichen Lagerschalen mit härterem Lagermetall verwendet werden.
Vielleicht sind meine Gedanken auch föllig daneben und ihr habt eine bessere Idee.
MfG.
Josef

Autor:  Normag-Uli [ Dienstag 16. Februar 2016, 22:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kurbelwelle aufspritzen

Servus Sepp,


frag mal Markus - der kann dir dazu sicher etwas sagen ;)

Autor:  Markus [ Dienstag 16. Februar 2016, 23:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kurbelwelle aufspritzen

Hallo Josef,
die Problematik ist nicht das dein KW Zapfen nicht mehr hart ist auch die 72,5mm sind nicht das Problem wenn der Schlepper nicht mehr auf Acker oder als Arbeitspferd eingesetzt wird.
Die Problematik beim Weißmetalllager sind zwei:

1.
Es gibt ein paar wirklich gute Hersteller für Gleitlager, oft werde sie gemieden weil die Preise für einen Schock sorgen und die Lieferzeiten sehr groß sind.
Alternativ wird dann ein anderer Anbieter gewählt. Meine Erfahrung hat gezeigt das diese sich mit der Materie nie richtig auseinander gesetzt haben.
Ein hydrodynamisches Lager anzufertigen unterliegt einiger Erfahrung und einer großen Sorgfalt.
Ein ziemlich häufiger Fehler den ich immer wieder sehe ist, die WM Schicht ist zu dick.
Die Verbundschicht zwischen WM und Tragschale ist unzureichend, der Untergrund der Tragschale ist ungeeignet, die zulässigen Temperaturen beim Ausgießen wurden nicht berücksichtigt.
Anstatt ausgießen wurde aufgespritzt.

2.
Wenn man die Tragschalen benutzt die bisher auf der KW gelaufen haben und ausgießt auf solch ein Untermaß, ist die WM Schicht zu dick und zu anfällig.
Bei so einem Untermaß muss man neue Tragschalen anfertigen die beim finalen Aufbohren auf KW Maß eine WM Schichtdicke von einem gewissen Toleranzmaß nicht überschreitet.
Das nächste was sehr wichtig ist ist die Bohrung im Pleuel zur Aufnahme der Tragschalen. In den meisten Fällen sind diese nicht mehr rund. Das bedeutet die Tragschale kann sich verformen unter Belastung und wird verspannt.

Mehschichtlager mit WM Ausguß sind gerade für weiche Zapfen geeignet aber bei Normag Zorge auch entgegen der Fachliteratur bei harten Zapfen erfolgreich verwendet worden.

Alternativ zu diesem Weg kannst du natürlich auch die KW aufspritzen.
Ich kann nur bis ca. 58 HRC ohne Verzug der KW aufspritzen im Kaltverfahren aber halte davon nicht wirklich viel.
Es gibt Betriebe die das wesentlich besser können.
Neue Lager benötigst du allerdings sowieso.

Ich vermute dein Lager wurde in Norddeutschland hergestellt?

Autor:  Markus [ Dienstag 16. Februar 2016, 23:34 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kurbelwelle aufspritzen

Hier mal ein aktueller Auftrag als negativ Beispiel:
Unzulässige Verbundschicht zwischen WM und Tragschale.
Original war da mal Kupfer zwischen, bei der Überholung des Lagers wurde diese komplett entfernt und noch nicht mal eine neue Verbundschicht erstellt.
Im Gegenteil, beim ablösen des WM findet man eine folienartige Schicht zwischen Bronze und WM. Keine Ahnung was da gemacht wurde.
Die WM Schichtdicke ist zwar grenzwertig, hätte aber gehalten wenn alle anderen Anforderungen erfüllt worden wären.

Ich strebe meistens eine WM Schichtstärke von max. 1% des Zapfen Durchmessers an(bei Neuerstellung der Tragschalen), ist aber in Absprache mit dem Kunden oft wesentlich höher um die alten Tragschalen zu erhalten.
Beachtet man alle wichtigen Faktoren, ist das durchaus vertretbar.
Beim original Lager von NZ sind das sogar 2-3% gewesen, hat man damals so oder sogar noch stärker gemacht. Hielt man zu der Zeit für ok.

Dateianhang:
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Autor:  NG SEPP [ Mittwoch 17. Februar 2016, 13:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kurbelwelle aufspritzen

Hallo Markus, danke das du dich um mein Thema kümmerst.
Meine Lagerschalen wurden in Kemten (Allgäu) in einem Betrieb der sich ausschliesslich aufs Metall-Aufspritzen spezialisiert hat. Ich kenne den Betrieb aus meiner Zeit bei dem Motorenbauer (MTU-Friedrichshafen-RR-Power System). Bei mir hat sich die Spritzschicht nicht gelöst, hat aber bereits deutliche Riefen. Allerdings hat der Motor durch den defekt des Fliekraftreglers kurzfristig recht hoch gedreht. Dieser Betrieb (Abler in Kempten) würde mir auch die Kurbelwelle aufspritzen, wobei die Kurbelwelle nicht über 100° erwärmt würde. Meine Bedenken sind eher das die Spritzschicht den Stössen durch die Explusion im Zylinder nicht gewachsen ist. Du weisst selbst, die Spritzschicht ist eine poröse Schicht.
MfG.
Josef

Fa. Abler Coating

Autor:  Markus [ Mittwoch 17. Februar 2016, 16:20 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kurbelwelle aufspritzen

Ich habe ja schon erwähnt das Aufspritzen von WM nicht die wahre Lösung ist. Die Lager gehören ausgegossen.
Tja, ich weiß auch nicht was ich dir raten soll. Das Kaltverfahren was sie da anwenden legt ja nur eine Metallschicht um den Zapfen. Da brennt nichts ein. Auch das Verfahren kann halten aber eine Garantie kann man nicht geben.

Ich habe beim Kaltspritzen von Wellen Ergebnisse erzielt die Hammerschlag fest waren und bei gleichem Material und Bedingungen welche die es nicht waren. Ich halte es ideal für Kugellagersitze oder ähnliches aber für KW Zapfen bin ich da auch nicht wirklich erbaut.
Dann lieber das Einbrandverfahren und die Kurbelwelle anschließend richten lassen.

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