Guten Abend Normag-Foristen,
ich habe mich hier einst angemeldet um zu recherchieren welcher historische Schlepper das ist, den mir mein Großvater hinterlassen hat. Ich konnte feststellen es ist ein NG 10.
Was ich allerdings auch feststellen musste ist, daß viele NG 22 als NG 10 ausgegeben werden, selbst im Börde-Museum steht ein 22er als 10er.
Und nun zu meinem eigentlichen Anliegen.
Nach reichlich hin und her überlegen hatte ich mich eigentlich entschlossen den NG 10 zu verkaufen.
Aber:
Wenn hier in diesem Forum in verschieden Threads darüber philosophiert wird wie SELTEN so ein NG 10 wohl wäre, und wenn ich dann aber das Gemäkel an den verfügbaren Fahrzeugen und auch noch das hier veranschlagte Preisgefüge, 8000,- Euro, aber dafür muß der Top sein, sonst maximal 2000,- Euro, lese, dann stellt sich mir schon die Frage welchen WERT ihr so so zu Grunde legt. Was ist er wirklich WERT, und da spielen nicht nur Papierscheine eine Rolle
Wenn der NG 10 so selten ist, dann frage ich Euch, warum dann andere Oldtimerschlepper, die es zu Hauf im Netz zu finden gibt, selbst im sehr schlechtem Zustand, für mehr als lächerliche 2000 angeboten werden.
Sicherlich muß an jeder Maschine die jahre- oder jahrzehntelang stand etwas gemacht werden.
Aber selbst für 8000,- Euro und vollsaniert würde meiner im Stall stehen bleiben.
Nun zum Zustand meines NG 10:
- Kühler defekt, aber, neuer Kühler ist seit 3 Jahren beim Kühlerbau für 800,- Euro abholbereit, jedenfalls habe ich ihn dort hingebracht aber bisher nie abgeholt aus beruflichen, zeitlichen und privaten Gründen
- Kühlerumbau, also der Blechrahmen wo der Kühler drin steckt muß eventuell neu angefertigt werden da teilweise verrostet
- Wasserpumpe undicht, Keilriemen ist dann selbstvertändlich
- Motor an diversen stellen undicht
- Einsprizpumpe muß überholt werden, sprint mit Kurbel ums Verrecken nicht an, Angebot von Deutz war rund 500,- Euro, nagelneue Plunger in super Zustand, in Diesel verpackt liegen seid 40 Jahren im Schrank
- springt aber mit dem alten Stationärmotor von der Dreschmaschine, ja jetzt kriegen die Westler GROSSE AUGEN
, (ist im Spaß gemeint), Opa hat für mehrere Leute hier in der Gegend ein Flachriemenrad gebaut um mit den vorhandenen Stationärmotoren ihre Traktoren zu starten
- Kupplung rutscht etwas, und das war auch schon vor 40 Jahren ein Thema von Großvatern, hat sich aber nie getraut das Ding zu trennen, weil geht noch und Ersatz gabs in der DDR ja auch nicht wirklich, könnte passen, eventuell, Opa war in der LPG Schlosser, also kein Laie, nach der Wende allerdings körperlich auch nicht mehr in der Lage außer sturköpfig, denn nur ER hätte das gekonnt und niemand sonst, wenn ihr versteht
- der Schalthebel müßte aufgearbeitet werden, hat ziemlich Spiel in der Kulisse, wenn man nicht aufpaßt und schaltet nicht im Stand sind der 2te und der 3te Gang gleichzeitig drin, ist mir in 15 Jahren 2 mal passiert.
Zu der Historie des Schleppers: mein Großvater hat den NG 10 um 1960 in einem Nachbardorf gekauft, soweit ich weiß hatte der Verkäufer, leider ist das Ehepaar auch schon vor Jahren verstorben, den Schlepper in den 40ern selbst neu gekauft und dann bei der Kollektivierung zur LPG gekommen, nach Anschaffung neuer Traktoren kam der Schlepper dann wieder zum ursprünglichem Eigentümer, der aber seinen Betrieb komplett in die LPG eingebracht hatte, und der verkaufte ihn dann kurze Zeit später an meinen Großvater. Der originale Brief ist leider nicht mehr vorhanden, in den 60ern hat ein DDR Kfz-Sachverständiger bei der Abnahme zur Verkehrstauglichkeit dann aufgrund des Typenschildes (22PS) und der Normag Prägung am Kühler dann einen NG 22 daraus gemacht, Brief ist eigentlich noch vorhanden, sogar nach der Wende nochmal zugelassen mit neuem Brief.
Ende der 70er Jahre hatte der Traktor mal ein schweres Problem, der Plunger der Motorölpumpe war beim Heu holen gebrochen und der Motor ging damals fest wegen fehlender Schmierung.
Daraus ergab sich dann eine DDR Rundreise auf der Suche nach Ersatzteilen. Bei dieser Odyssee kam ein nagelneuer F2M414 (könnte aber auch ein NVD sein) Motorblock mit Anlasserflansch und Zahnradölpumpe, zwei nagelneue, in dicken Fett und Papier eingepackte Kurbelwellen sowie 4 Pleule, dazu Lager und Dichtungen zum Kurbelwelleneinbau, sogar Filzringe sind dabei, diverse Kleinteile ebenfalls, zwei nagelneue Kolben- Büchsensätze aus DDR Fertigung von VEB Dieselkoben Magdeburg (auf dem Karton steht 1 NVD 14), eine nagelneue Lichtmaschine 12 Volt, war ürsprunglich für den RS 09 gebaut, paßt aber zu 100% auf die Maße der originalen 6 Volt Lichtmaschine und natürlich die Zahnradpumpe.
Am Ende der Reise, bei einem damals noch vorhandenem Deutz Händler in Leipzig, von dem hatte ich auch irgendwo noch die originale Rechnung für die neuen Motorenteile, hat ein Schlosser, der dort arbeitete, das Gespräch zwischen meinen Großeltern und seinem Chef mitbekommen. Und als mein Großvater die, ich glaube es waren um die 4 oder 5 tausend DDR-Mark, im Büro vom Chef auf den Tisch geblättert hat, ging dieser Schlosser zu meiner Großmutter und meinte er hätte das Gespräch mitbekommen und sie solle mal mitkommen, ging mit ihr zu seiner Feilbank, zog die Schublade auf, nahm eine reparierte, in einem Putzlappen eingeschlagene Plunger-Motorölpumpe raus, drückte sie ihr in die Hand und sagte, "Hier, bitte, können Sie haben, bauen wir sowieso nicht mehr ein."
3 Tage später, war die Pumpe eingebaut, der Motor sprang wieder an und läuft damit bis heute, mit den originalen Kolben und Büchsen.
Meine Großeltern fuhren noch einmal nach Leipzig, mit ein paar Kilo Spargel, hausgeschlachteter Wurst und Handgeld nach Leipzig und bedankten sich bei dem Schlosser.
Eine typische DDR Geschichte.
Natürlich muß an dem Schlepper viel gemacht werden, zerlegen, sandstrahlen, lackieren, Motor machen und so weiter.
Aber Leute, für 2000,- Euro???
NIEMALS würde ich dieses seltene Stück Geschichte für 2000,- Euro weg geben.
Mindestens 5000,- Euro, unrestauriert,
allein wenn ich hier im Forum gelesen habe das der NG 10 ja so selten wäre, so´n Porsche Junior kriegt man unrestauriert an JEDER Ecke für 4000,- Euro. Und für die hunderten von Lanz, an jeder Schraube läuft das Öl in Strömen, rufen die Leute Mondpreise auf.
Und Ihr wollt max. 2000,- Euro ausgeben für einen Schlepper von dem 412 gebaut wurden, vielleicht noch 30, wenn überhaupt, irgendwo rumstehen, und noch vielleicht 10 bis 15 Stück überhaupt laufen, der eigentlich unverwüstlich ist???
Wenn ich die Zeit hätte für dieses Hobby Oldtimerschlepper, dann würde ich ihn selber restaurieren, arbeite bei nem John Deere Händler als Servicetechniker, aber ich habe die Zeit nicht.
Und draum würde ich den Schlepper auch nur an jemanden abgeben der es auch ernst meint und den nicht bloß überpinselt und dann auf ebay-Kleinanzeigen weiter vertickt. Und so Jemand ist dann auch bereit den Wert zu bezahlen.
Wir bei John Deere sind auch PREIS-WERT
Beste Grüße Enrico
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