Zitat:
Achtung !
Das kann jedem passieren,
der eine einfach gelagerte Vorderachse hat.
Im Rahmen des Normag Stammtisches auf dem Himmelfahrtstreffen in Brokstedt zeigte ich neben vielen Originalunterlagen eine Fotodokumentation über einen Schaden am Vorderachsbock.
Bei mehreren Normagmodellen wie auch viele anderen Traktoren aus den 50ern ist die Vorderachse nur einfach gelagert, pendelnd auf einen Rohrstummel geschoben, der mit einem Adapter verschweißt ist und dann am Motorblock oder dem Rahmen verschraubt ist. Die Bilder zeigen den Abriss dieses Rohrstummels.
Passiert ist dies beim rückwärts Rangieren, zwar auf Waldboden, aber ohne Wurzel oder Kuhle. Nicht auszudenken, auf dem Heimweg hätte eine Bodenwelle die gleiche Situation ausgelöst. Die Bestandsaufnahme ergab, das das Rohr (Durchmesser 12 cm, Wandstärke 1 cm) lediglich auf einem 2 cm langen Rest intakt war, der restliche Umfang war alter Bruch. Die Vorderachse wurde vor 2 Jahren von einer Landmaschinenwerkstatt teilzerlegt und überholt, doch die Bruchstelle liegt etwa 1,5 cm innerhalb des Vorderachsbocks und ist auch bei abgezogener Vorderachse nicht sichtbar.
Da niemand weiß, welche Torturen sein Traktor in seinem Arbeitsleben durchgemacht hat, bevor er nun in die eigenen Sammlerhände gekommen ist, sollten sich Besitzer mit ähnlicher Vorderachsaufhängung beizeiten Gedanken machen. Ich habe nach erfolgter Notreparatur in den hohlen Wellenstummel ein passendes Rundeisen eingeschweißt. Vorne und hinten mit dem Rohr verschweißt sorgt es für Stabilität des Rohres, verhindert Zug- und Druckbelastungen und bringt noch ein paar Kilogramm Frontballast. Nachteil, zumindest bei Normag: durch das Rohr konnte eine Kurbel geführt werden, um den Motor manuell zu starten, diese Option fällt nach so einer Instandsetzung aus, ein Preis, den ich gern akzeptiere, wenn ich dadurch einen Unfall mit unabsehbaren Folgen ausschließen kann.
2 Sätze noch aus dem „Standalltag“ in Brokstedt, ich finde es erschreckend, wie viele Oldtimerversierte sich im Rahmen einer zeitgenössischen Dokumentation sensationslüstern auf ein paar vermeintliche Unfallbilder stürzen und diese dann, obwohl besagter Bock und abgescherter Rohrstummel daneben zur Ansicht lagen, ausgesprochen unsachlich kommentierten. Manchmal mag das Denken schwer fallen, aber fragen oder lieber schweigen sind realisierbare Handlungen, wenn ich keine Ahnung habe.
Ach ja, liebe Oldtimerfachleute aus den sogenannten neuen Bundesländern – nur weil Ihr etwas nicht kennt, bedeutet es nicht automatisch, das es nicht original ist. Wobei man feststellen sollte, das gerade alte Maschinen aus diesen Regionen bei heutigem Auffinden teilweise sehr freie Interpretationen von sachgerechten Instandhaltungsarbeiten dokumentieren. Das mag den besonderen Umständen geschuldet sein, aber dann wäre auch hier manchmal schweigen und dazu lernen der angemessenere Umgangston.
Davon abgesehen kann ich nur empfehlen, seinen Traktor als Marke zu präsentieren, der Zulauf an ernsthaften Gesprächen und die historischen Hinweise und Geschichten, die man den Besuchern so entlockt, sind grandios. Wer so etwas in Brokstedt darstellen möchte, wende sich bitte rechtzeitig an den Vorstand.